Probenprotokoll zu Moskau, Tscherjomuschki - musikalische Komödie in drei Akten von Dmitri Schostakowitsch in der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz
1) SPAZIERFAHRT DURCH MOSKAU
Dieses Stück wird am Anfang gespielt, mit Zwischenrufen des Dirigenten bezüglich des dynamischen Verlaufes. Anschließend werden einzelne Stellen, die in den Augen des Dirigenten nicht ideal umgesetzt wurden, wiederholt. Hierbei wird das Augenmerk insbesondere auf die Übergänge und deren Feinheiten gesetzt. Um solche Übergänge zu üben, wird dafür zuerst ein kleiner Ausschnitt um diesen Wechsel genommen (paar Takte vor und paar Takte danach). Wenn dies gut umgesetzt wurde, wird vom Dirigenten ein größerer Ausschnitt gewählt. Dies soll dazu dienen, die geprobten und gerade geübten Nuancen in einen größeren Kontext des Stückes zu setzen, damit die Änderungen auch beim Spielen des ganzen Stückes angewendet werden können. Anschließend werden einzelne Instrumentengruppen (in diesem Fall die Streicher) gebeten, Passagen, die in den Augen des Dirigenten nicht perfekt gespielt wurden, zu wiederholen. Im Stück SPAZIERFAHRT DURCH MOSKAU geht es um die von den Streichern gehaltenen Akkorde an der Stelle des zuvor geübten Überganges. Anschließend werden vom Dirigenten beim Durchblättern der Partitur weitere Anmerkungen gemacht, die Dynamik, die Bogenführung und die Stilistik betreffend.
2) POLKA/GALOPP
Hier werden unter anderem die Übergänge, die mit einem drastischen Tempowechsel verbunden sind, genauer betrachtet und geprobt. Es wird bereits im ersten Durchgang des Stückes, pausiert und solche Passagen intensiviert. Außerdem verbildlicht der Dirigent die von ihm gewünschte Stimmung des Stückes. Er stellt sich vor, dass es sich bei POLKA/GALOPP um einen Tanz unterschiedlicher Nationen und Kulturen handelt. Hierfür gibt er metaphorische Beispiele: Die Bläser sollen sich einen gemütlichen, leicht betrunkenen Bayer vorstellen; andere Instrumente sollen die Stimmung östlicher Kultur übernehmen; die Cellisten sollen spielen, als wären sie ein trotziger und sturer Großvater, der eigentlich gar nicht tanzen möchte. Nachdem die Instrumentengruppen die vom Dirigenten gewünschte Stimmung zufriedenstellend umgesetzt haben, wird das Stück wieder vom Anfang gespielt. Bei diesem Durchlauf des Stückes ist interessant, dass der Dirigent, während die Musiker spielen, mit seiner Haltung und seiner Mimik genau die Instrumentengruppen verbildlicht, deren Mentalität an den Stellen herausstechen soll.
3) BALLETT
Bei diesem Stück wird auf einen ersten Durchlauf verzichtet. Stattdessen wird gleich eine Passage des Stückes geprobt. Hier geht es insbesondere um das Tempo und um ein eingebautes Zwischenspiel einer Geige und eines Horns. Das Horn solle, so der Dirigent, die Viertelnoten länger und betonter spielen, während die Violine die Melodie führt. Erst hiernach wird das Orchester angewiesen, das Stück von Anfang an zu spielen. Auch hier gibt der Dirigent Anweisungen an einzelne Instrumentengruppen, als auch an das gesamte Orchester bezüglich der erwünschten Stimmung, die an das Publikum weitergegeben werden soll. Weiterhin werden abrupte Phrasenschlüsse und -pausen geprobt. Hierbei wird das Augenmerk auf das gemeinsame Aufhören und den Wiederbeginn gesetzt. Um dies zu üben werden exemplarische Übergänge vom Dirigenten ausgesucht. Zuletzt wird auch das BALLETT von Anfang an gespielt, jedoch ruft der Dirigent immer wieder dazwischen, um den Musikern das Besprochene in Erinnerung zu rufen.
Text: Naomi Kaspar